FRANZÖSISCHE LEBENLÄUFE VERSTEHEN – 4 TIPPS FÜR DEUTSCHE RECRUITER:INNEN (2/2)
Französische Lebensläufe wirken auf deutsche Recruiter∙innen oftmals wie ein Buch mit sieben Siegeln. Um die richtigen Kandidat∙innen zu gewinnen, ist das Verständnis französischer Lebensläufe im deutsch-französischen Recruiting von essenzieller Bedeutung.
In Teil 1 sprachen wir über Unterschiede im Layout, über das französische Bildungssystem und seine Abschlussbezeichnungen.
Heute geben wir Ihnen einen kurzen Einblick in französische Bildungswege, um Kompetenzprofile potenzieller Kandidat∙innen gezielter einschätzen zu können.
3. Französische Bildungswege verstehen = Kompetenzprofil richtig einschätzen
Französische Bildungswege verlaufen in sog. Zyklen („cycles“), welche man in ihrer Struktur vorsichtig mit dem deutschen Grund, Haupt- und Aufbaustudium vergleichen könnte.
3.1. Der „1er cycle“
Der „1er cycle“ umfasst zwei Studienjahre und dient dem Erwerb erster Kenntnisse.
Technische Hochschulen („Institut Universitaire de Technologie“, kurz „IUT“) bieten Studiengänge an, die als „filières courtes“ bezeichnet werden. Diese Studiengänge dauern ca. zwei Jahre und führen zur Verleihung des „Diplôme Universitaire de Technologie“ (DUT).
Kurze, fachspezifische Studiengänge im Dienstleistungssektor und in der Industrie werden auch an „lycées professionnels“ und in privaten Bildungseinrichtungen angeboten. Sie führen zu Abschlüssen wie dem „Brevet de Technicien Supérieur“ (BTS).
Ein Beispiel für einen solchen Studiengang ist die „licence professionnelle“, die in der Regel drei Jahre dauert. Diese werden sowohl von Universitäten, als auch von privaten Einrichtungen angeboten und dauern in der Regel drei Jahre.
Eine „licence professionelle“ entspricht demnach einem „Bac+3”, ein „DUT“ einem „ Bac+2” und ein „BTS” einem „Bac+2”.
3.2. Der „2ème cycle“
Der „2ème cycle“ umfasst die beiden darauffolgenden Studienjahre und dient der Vertiefung des Wissens sowie einer ersten Spezialisierung.
Dieser Zyklus unterteilt sich wiederum in zwei getrennte Studienjahre. Das erste Jahr endet mit einem Abschluss, der „Licence“ genannt wird, und das zweite mit dem „Master 1“.
Ein „Master 1“ entspricht demnach einem „Bac+4“, eine „licence“ einem „Bac+3“.
3.3. „3ème cycle“
Nach dem Abschluss des „Master 1“ können sich Studierende für den „3ème cycle“ bewerben.
Hier können sie in einem einjährigen Aufbaustudium den „Master 2“ erwerben, der auf die praxisnahe Vertiefung ihrer Studieninhalte abzielt.
Der „3ème cycle“ dauert insgesamt ein akademisches Jahr.
Ein „Master 2“ entspricht demnach einem „Bac+5“.
Unser Tipp als deutsch-französische Personalberater∙innen:
Die Unterschiede zwischen deutschen und französischen Bildungswegen machen die Notwendigkeit eines neuen Bewertungsmaßstabs deutlich.
So können die Unterschiede in den französischen Bildungswegen wichtige Einblicke in die Qualifikationen des Kandidaten geben.
Beim Interpretieren französischer Lebensläufe sollten Sie das Gesamtbild betrachten, indem Sie die Abschlussbezeichnungen in Verbindung mit dem Kompetenzprofil und den praktischen Erfahrungen de∙r Bewerber∙innnen sehen.
Diese Herangehensweise ermöglicht Ihnen, ein umfassendes Bild der Fähigkeiten und Qualifikationen der Kandidat∙innen zu gewinnen und somit die besten Entscheidungen bei der Auswahl der richtigen Talente für Ihre Kund∙innen oder Ihr Unternehmen zu treffen.
4. Herausforderungen und Chancen: Das große Ganze sehen
Wir wissen nun: Das Verstehen französischer Lebensläufe bringt Herausforderungen mit sich, sowie immense Chancen – sowohl auf der fachlichen, als auch auf der persönlichen Ebene.
Die Vielfalt der Ausbildungswege und praktischen Erfahrungen eröffnet die Möglichkeit, Talente nicht nur mit unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, sondern auch zu gewinnen.
Diese Kandidatinnen und Kandidaten bringen nicht nur fachliche Fähigkeiten mit ein, sondern auch eine frische Perspektive und innovative Ideen.
Das Eintauchen in diese Welt erlaubt es Ihnen, über Abschlüsse hinauszublicken und die breitere Palette von Fähigkeiten und Qualifikationen zu erkennen, die Kandidaten mitbringen können.
Unser Tipp als deutsch-französische Personalberater∙innen:
Halten Sie Ihr Auge für das Besondere offen und seien Sie bereit, sich auf dieses „Umdenken“ einzulassen.
Nutzen Sie die Gelegenheit, die Vielfalt der Talente in ihrer ganzen Bandbreite kennenzulernen.
In manch einem unkonventionellen Layout oder einer scheinbar kryptischen Abkürzung könnte sich genau der oder die Kandidat∙in verbergen, den∙die Ihr Unternehmen dringend sucht. Wir erleben dies fast täglich.
Französische Lebensläufe verstehen – Fazit:
Die Entschlüsselung französischer Lebensläufe für deutsche Recruiter∙innen ist wie das Lösen eines faszinierenden Rätsels.
Hinter den Abkürzungen, bunten Gestaltungen und kompakten Profilen verbergen sich einzigartige Qualifikationen, praxisorientierte Fähigkeiten und eine reiche Vielfalt an Bildungswegen.
Es ist das Verstehen der Gesamtheit aus Fachrichtungen, praktischen Erfahrungen und persönlichen Kompetenzen, das den wahren Wert der Kandidat∙innen enthüllt.
Dies erfordert Offenheit, Neugierde und die Bereitschaft, über Gewohnheiten und tradierte Herangehensweisen hinauszublicken.
Als deutsch-französische Personalberater∙innen begleiten wir Sie gerne dabei, französische Kompetenzprofile besser zu verstehen und den für Sie bestmöglichen Kandidaten zu gewinnen.
Kommen Sie gerne auf uns zu, wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!